Am 3. Oktober 2015 lud die OG Frauenfeld zum sog. „Sporenabverdienen“ bei der Kavallerieschwadron 1972 in Aarau. Dieser Traditionsverein hat es sich zum Ziel gesetzt, die Traditionen und die Erinnerung an die 1972 abgeschaffte Kavallerie im besten Sinne des Wortes lebendig zu erhalten.
Im alten Zeughaus Aarau, welches früher einmal die Produktionsstätte schweizerischen Zahnradbahnbaus gewesen war, unterhält der Verein heute ein Museum und ein eigenes Zeughaus. In diesem trafen sich die Teilnehmer pünktlich um 0830 und wurden bereits ein erstes Mal vom Logistikverantwortlichen der Schwadron, Felix Stampfli, mit Kaffee und Zopf bewirtet. Nach dem Kaffee ging es an die Führung durch das Zeughaus und damit durch die Geschichte der ruhmreichen Schweizer Kavallerie, die als eidgenössische Truppe zwischen 1874 und 1972 bestand hatte. Die Ausstellung besteht aus einer eindrücklichen Sammlung von Ausrüstungsgegenständen, Gemälden, Dokumenten, Bildern und weiteren Exponaten, die mit viel Engagement von den Vereinsmitgliedern gehegt und gepflegt werden. Der Besucher erfährt hier unglaublich viel über eine Truppengattung, die von einem einzigartigen Korpsgeist beseelt war.
In ihrem Selbstverständnis waren die Kavalleristen eine Elitetruppe, die grossen Rückhalt in der Bevölkerung genoss. Im Zentrum stand für die Kavalleristen das Pferd, welches am Ende eines Tages stets zuerst versorgt und verpflegt wurde, bevor der Dragoner an sich selbst dachte. Zudem waren sie auch dazu verpflichtet, ihren „Eidgenoss“ auch ausserdienstlich einsatzbereit zu halten und ihn und sich selbst körperlich zu ertüchtigen.
Nach der Museumsführung ging es ans Mittagessen, das in bester militärischer Tradition aus „Ghackets mit Hörnli“ bestand. Begleitet vom eigenen Schwadronswein wurde am Mittagstisch über Vergangenheit und Zukunft der Armee gefachsimpelt.
Nach dem Mittag ging es unter der Führung von Adj Uof Beat Huber, dem amtierenden Präsidenten der Schwadron, nach Lenzburg in eine Reithalle, wo wir ins militärische Reiten eingewiesen wurden. Zunächst ging es darum, die Pferde richtig zu satteln und ihnen das Zaumzeug anzulegen. Als diese Aufgabe erfolgreich gemeistert war, verschoben wir in die eigentlich Reithalle, wo wir in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. Für viele war es das erste Mal, dass sie überhaupt auf einem Pferd sassen. In bester militärischer Manier wurde aus der begrenzten Ausbildungszeit aber das Maximum herausgeholt, so dass nach 20min bereits die ersten Teilnehmer nicht mehr nur im „Schritt“ unterwegs waren, sondern mehr oder weniger elegant durch die Halle trabten. Und nicht nur das: Da es ja um das militärische Reiten ging, gab es auch formelle Reitausbildung. Konkret sollten wir, wie bei der Zugschule, in Linie die Halle hinabreiten und anschliessend eine Richtungsänderung um 180 Grad durchführen und dabei die Formation beibehalten. Was zu Fuss für die Meisten Teilnehmer kein Problem ist, stellte sich beim Reiten als herausforderungsreicher heraus, da das Zusammenspiel zwischen Pferd und Reiter nicht immer auf Anhieb funktionierte. Anscheinend stellten wir uns aber nicht so schlecht an, denn kein Pferd verlor die Nerven mit uns Anfängern und niemand musste die Halle wegen evidenter Talentfreiheit verlassen.
Wie es sich gehört, mussten nach dem Ritt die Hufe ausgekratzt und die Pferde zurück in die Stallungen geführt werden, wo sie abgesattelt, gestriegelt und mit Wasser und Hafer versorgt wurden. Nach dem die Pflicht erfüllt war, ging es zurück ins „Kavalleriestübli“ in Aarau, wo Felix Stampfli einen prächtigen Apéro vorbereitet hatte, an dem ebenfalls bekannt gegeben wurde, wer alles das Sporenabverdienen bestanden hatte. Wie wir mit Erleichterung feststellten, war niemand durch die Prüfung gefallen und die Dragoner ehrten alle Teilnehmer mit einem paar Kavalleriesporen als Andenken. So ging ein erlebnisreicher und aussergewöhnlicher Anlass zu Ende. An dieser Stelle danke ich der Kavallerieschwadron herzlich für den hervorragend organisierten Anlass und ebenfalls allen Teilnehmern der OG Frauenfeld sowie den Gästen der OG Panzer für das Erscheinen.
Verfasst von OG Frauenfeld, Vizepräsident, Hptm Jakob Oelkers
Impressionen